Zu allen Zeiten gab und gibt es das Motiv der Traumwelten in der bildenden Kunst. In dieser Ausstellung wird eine große Bandbreite dieser faszinierenden Welten vorgestellt: von märchenhaften Szenen und unwirklich schönen Landschaften über Angstphantasien und Zustände der Zerrissenheit bis hin zu Darstellungen, welche die Sehnsucht des Menschen nach dem Überirdischen zum Ausdruck bringen.
Die Künstler Alfred Kubin (1877-1959), Fritz Fuhrken (1894-1943) und Carry Hauser (1895-1985) repräsentieren die vom Expressionismus geprägten 1920er Jahre. Traumwelten und Märchen sind die vorherrschenden Themen im Werk von Fritz Fuhrken. Doch zuweilen weist diese Märchenwelt auch unheimliche Elemente auf, womit der Künstler sich als Kind seiner Zeit erweist.
In Alfred Kubins surrealer Kunst überwiegt dagegen das Unheimliche, wobei sich neben den ausdrucksstarken Angstphantasien und Darstellungen bizarrer Wesen durchaus auch friedlichere Traumwelten finden. Auch bei einem Künstler wie Carry Hauser, der sich nicht vorrangig mit dem Thema beschäftigte, finden sich zahlreiche Traumbilder von meist beunruhigendem Charakter.
Ob märchenhaft oder unheimlich: All diese Traumwelten wurden von den Künstlern mit der Absicht geschaffen, eine verborgene, aber gleichwohl existente Welt sichtbar zu machen.
Das Bestreben des Sichtbarmachens einer unsichtbaren Welt kennzeichnet auch die Werke der jüngeren Künstler, wie im Besonderen diejenigen von Fritz Hörauf (*1949), in denen uns visionäre Tempelstädte und mythisch-fabelhafte Wesen in traumhaften Landschaften begegnen. Dies ist gewiss auch für Margret Bilger (1904-1971) und ihre Märchen- und Sagengestalten zutreffend, ebenso für die Arbeiten Josef Fruths (1910-1994), die zudem eine enge Verwandtschaft mit denen Alfred Kubins aufweisen.
Eine besondere Art Traumwelt vergegenwärtigen die meist in leuchtenden Farben gearbeiteten Bilder aus der Welt des Zirkus oder der Maskenfeste. Insbesondere die Donau-Wald-Gruppen-Künstler Georg Philipp Wörlen (1886-1954), Josef Karl Nerud (1900-1982), Hermann Erbe-Vogel (1907-1976) und Otto Sammer (1914-2004) nahmen sich dieses Themas an. Für das Werk Paul Floras (1922-2009) sind Maskenträger und Marionetten ganz besonders bezeichnend. Doch sind dies nicht nur Darstellungen bunten Treibens, denn den Maskenträgern haftet meist etwas Unheimliches an.
Traumartige Landschaften mit abstrahierten sonderbaren Figuren bilden einen weiteren Bereich dieser Ausstellung, unter denen die großformatige Arbeit des Neo-Surrealisten Curt Lahs (1893-1958) besonders hervorzuheben ist. Darüber hinaus werden mehrere Darstellungen von Mischwesen wie Tier- und Pflanzenmenschen präsentiert (von Otto Heueck, Hans Joachim Breustedt, Erwin Eisch, Ren Rong, Uwe Bremer u. a.).
Die Zerrissenheit und Verunsicherung des Menschen in unserer Zeit ist ein wichtiges Thema in der modernen Kunst. Dies zeigen in eindringlicher Weise die drei Figuren aus der Serie „Mannequin-Migof“ des Informel-Künstlers Bernard Schultze (1915-2005), die mit ihren grausam aufgerissenen Oberflächen die Verletzbarkeit des Menschen versinnbildlichen. Als einzigem Museum in Deutschland stehen dem MMK drei solcher Figuren als Dauerleihgaben aus Privatbesitz zur Verfügung, die in dieser Ausstellung erstmals gemeinsam präsentiert werden.
Darstellungen der Zerrissenheit sollen jedoch nicht den Abschluss bilden. Nicht nur Fritz Fuhrken verspürte vor rund hundert Jahren die „Sehnsucht nach dem Licht“, auch Künstler aus unserer Zeit haben sich auf die Suche nach anderen Dimensionen begeben. Davon zeugen u. a. Arbeiten von Erwin Reiter (*1933), Ulrike Reim (*1944) oder Gino Viviani (*1927).
Die Ausstellung präsentiert rund 120 Werke in unterschiedlichen Techniken aus dem Bestand des MMK sowie aus Privatbesitz. Vom Expressionismus über die unmittelbare Nachkriegszeit bis in die Gegenwart reicht dieser Einblick in die Traumwelten der Kunst.
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